Zuckerbedingte Netzhautveränderung – diabetische Retinopathie

Der Begriff Zuckerkrankheit, auch Diabetes mellitus genannt, ist eine Bezeichnung für eine Gruppe von Stoffwechselkrankheiten, bei denen ein erhöhter Blutzuckerspiegel infolge Insulinmangels entsteht. Insulin ist ein Hormon aus der Bauchspeicheldrüse. Es sorgt für die Einlagerung von Zucker in unseren Körperzellen und bewirkt damit einen sinkenden Blutzuckerspiegel. Eine erhöhte beziehungsweise stark schwankende Blutzuckerkonzentration führt im Verlauf der Erkrankung zu Gefäßschäden. Vor allem sind hier die kleinen Blutgefäße des Körpers, auch Mikrozirkulation genannt, in den Organen, zum Beispiel Nieren, Nerven oder Organe des Herz-Kreislauf-Systems betroffen. Auch die Netzhaut des Auges weist diese Veränderung auf. Tückisch ist aber die Symptomarmut im Anfangsstadium der Erkrankung. Daher müssen Frühzeichen rechtzeitig erkannt werden, um das Sehvermögen zu bewahren. Regelmäßige Kontrollen der Netzhaut sind für Betroffene grundsätzlich anzuraten. Die Häufigkeit der Untersuchungen hängt dabei vom Stadium der Erkrankung und der Blutzuckereinstellung ab und wird für Sie individuell festgelegt. Sofern bislang keine Veränderung an den Augen festzustellen sind, empfiehlt sich eine Untersuchung mindestens einmal jährlich.

Treten infolge einer Zuckererkrankung Schäden an der Netzhaut auf, spricht man von einer diabetischen Retinopathie. Charakteristische Veränderungen sind Gefäßverschlüsse, die zu einer Mangeldurchblutung, auch Ischämie genannt, in den Sinneszellen, zu Fettablagerungen und Undichtigkeiten von Gefäßen mit Flüssigkeitsaustritt und Wassereinlagerung in der Netzhaut führen. Man unterscheidet drei Verlaufsformen:

1) nicht proliferative Retinopathie
Diese stellt das Frühstadium mit beginnenden Veränderungen dar, die sich durch Punktblutungen und milde Gefäßveränderungen auszeichnet.
2) proliferative Retinopathie
Hierbei handelt es sich um das fortgeschrittene Folgestadium mit krankhaften Gefäßneubildungen, Blutungsneigung und der Gefahr einer Netzhautablösung. Die beiden erstgenannten Verlaufsformen werden für die periphereren Netzhaut-Areale zur Beschreibung genutzt.
3) Sonderform der diabetischen Makulopathie
Hierbei kommt es zu Wassereinlagerungen, die zu einem erheblichen Problem beim Lesen und Linienerkennen führt.

Vor der Einleitung der optimalen Behandlung erfolgt eine umfassende Diagnostik, die eine genauere Stadieneinteilung ermöglicht. Dabei ergänzen bildgebende Verfahren die klassische Netzhautuntersuchung. Zu nennen sind einerseits die Untersuchung an der Spaltlampe als Basis. Zusätzlich möglich sind Farbstoffuntersuchungen, die unter anderem genauen Aufschluss über die Durchblutungssituation des Auges liefert. Man nennt sie Fluoreszenzangiographie. Weiters kommt die optische Kohärenztomographie (OCT), die Flüssigkeitseinlagerung in der Netzhaut sichtbar macht, zur Anwendung.

Je nach Schweregrad und Befund stehen unterschiedliche Therapien zur Behandlung zur Verfügung. Neben der Lasertherapie kommt insbesondere die Injektion von Medikamenten in den Glaskörper des erkrankten Auges, auch IVOM genannt, zur Anwendung. Selten können aufwändige chirurgische Verfahren bei fortgeschrittenem Befund notwendig werden.

Alles in allem ist ein großes Augenmerk auf eine gute „Zuckereinstellung“ mit Langzeitzuckerwerten im Normbereich anzustreben, um Folgeschäden der Augen abzuwenden.

Abschließend möchten wir Sie darauf hinweisen, dass alle Informationen dieses Formats allgemeiner Natur sind, die keine Beratung und Therapieempfehlung für spezifische Belange darstellen und einen Augenarztbesuch nicht ersetzen können.