Schwachsichtigkeit (Amblyopie)

Einige Kinder haben eine Sehschwäche, bei der sie nur mit einem Auge scharf sehen. Sie entsteht, wenn beide Augen unterschiedliche Bilder (Größe/Schärfe) an das Gehirn senden. Dies kann zum Beispiel passieren, wenn das Kind schielt oder auf einem Auge stärker kurz- oder weitsichtig ist als auf dem anderen. Das Gehirn verarbeitet dann vor allem die Informationen des schärfer sehenden Auges und „vernachlässigt“ das andere. Dadurch ist das ohnehin schon „schlechtere“ Auge im Erlernen des Sehprozesses benachteiligt. Umso wichtiger sind die augenärztlichen/orthoptischen Kontrollen im frühen

Kindesalter mit Erweiterung der Pupillen mittels Augentropfen (s. dazu auch „Weittropfen der Pupillen bei Kindern und Erwachsenen“).

 

Um eine Schwachsichtigkeit richtig behandeln zu können, wird zuerst eine Messung der Dioptrien vorgenommen und eventuell eine Brille verschrieben (Messergebnisse nur richtig bei eingetropften Augen). Eine Kontrolluntersuchung mit der neuen Brille findet gewöhnlich vier

bis sechs Wochen später statt. In dieser Untersuchung geht es hauptsächlich darum, die Sehschärfe (Visus) mit der Brille zu bestimmen und festzustellen, wie sehr die Brille Einfluss auf ein eventuell vorhandenes Schielen hat:

  1. Brille passt und Sehschärfe ist seitengleich gut: keine Okklusionstherapie (siehe unten) notwendig, aber Kontrolluntersuchungen sind angezeigt
  2. Brille passend, aber Sehschärfe ist unterschiedlich: Okklusionstherapie notwendig und engmaschige Kontrolluntersuchungen bei Ihre/mr Orthoptisten*in

 

Bei der Okklusionstherapie wird das „bessere“ Auge mit für diese Therapie bestimmten Augenpflastern zugeklebt, damit das „schlechtere“ Auge das Sehen besser erlernen kann.

Beispiel:

Kind 4 Jahre alt, neu verschriebenen Brille seit 6 Wochen (Brille: R: +4,50dpt L: +2,00dpt), Sehschärfe am rechten Auge mit der Brille: 50%, am linken Auge: 100%.

Wie oben bereits beschrieben hat das kindliche Gehirn den Seheindruck des rechten Auges unterdrückt, weil es sonst zwei verschiedene Bilder verarbeiten müsste. Um diesen Unterschied wieder aufholen zu können (bis zum ca. sechsten Lebensjahr wird das grobe Sehen erlernt) wird nun das linke Auge für ein paar Stunden am Tag zugeklebt, um das rechte Auge zu fördern (die Stundenanzahl wird von Orthoptist*in/Augenarzt*in festgelegt).

So eine Therapie zieht sich meist über Monate, gegebenenfalls auch über Jahre, je nach Schwere der Schwachsichtigkeit.

 

Merke: Die meisten Kinder kommen im Alltag gut mit einem Augenpflaster zurecht!

Gründe, warum sie es verweigern könnten:

  1. schlechteres Sehen, weil ja das „gute“ Auge abgedeckt ist. Das kann beim Spielen oder Lernen einschränkend und auch anstrengend sein.
  2. möglicherweise wird es gehänselt.
  3. Pflasterallergie (besprechen Sie dies mit Ihrem/r Orthoptisten*in).

Wenn ein Kind einen großen Teil des Tages ein Augenpflaster tragen muss, kann das eine starke Belastung sein.

Eltern wenden unterschiedliche Strategien an, um ihren Kindern dabei zu helfen, mit dem Augenpflaster zurechtzukommen.

  1. Manche erklären ihrem Kind, warum es wichtig ist, das Augenpflaster zu tragen (auch Erklärung der Ergebnisse bei den Kontrollen).
  2. Dem Kuscheltier oder der Puppe wird ebenfalls ein Auge zugeklebt.
  3. Wenn die Anzahl der Stunden erreicht wurde, dürfen sie das Pflaster auf ein Plakat kleben (ergibt dann am Ende ein schönes Muster).
  4. kleine Belohnungen (z.B. ein Sticker, Spielen mit der/dem Mama/Papa, Kind darf sich das nächste Mittagessen aussuchen, …)
  5. Das Augenpflaster selbst aussuchen lassen (bestimmte Sticker auf das Pflaster kleben).
  6. Andere Familien kommen gut damit zurecht, aus dem Tragen des Pflasters keine große Sache zu machen.
  7. Wie bei vielen anderen Dingen auch, kann es für ein Kind außerdem wichtig sein, das Tragen des Augenpflasters zu einem täglichen Ritual zu machen, das immer gleich abläuft.

 

Abschließend möchten wir Sie darauf hinweisen, dass alle Informationen dieses Formats allgemeiner Natur sind, die keine Beratung und Therapieempfehlung für spezifische Belange darstellen und einen Augenarztbesuch nicht ersetzen können.