Lidrandentzündung – Blepharitis
Eine Lidrandentzündung, auch Blepharitis genannt, ist eine Erkrankung des Lidrandes und ihrer Drüsen. Die typischen Symptome erstrecken sich über Wochen oder gar Monate. Anders als die simple Bindehautentzündung bedingt durch Bakterien und Viren beginnt sie häufig schleichend und erst nach und nach entwickeln sich die charakteristischen Beschwerden. Betroffene klagen über tränende bzw. müde Augen und Bindehautrötung, ihre Lidränder sind geschwollen oder verklebt, verbunden mit Juckreiz oder sogar Schmerzen. Sehschwankungen und Lichtempfindlichkeit treten nicht selten auf.
Hauptursache dafür sind Störungen der Talgdrüsen, die sogenannten Meibom-Drüsen. Sie sind für die Produktion eines öligen Sekrets verantwortlich, das ein wesentlicher Bestandteil des Tränenfilms darstellt. Es schützt den Tränenfilm vor Verdunstung. Ist diese Schicht kaum vorhanden, reibt das Lid über die Augenoberfläche und löst einen Reiz aus. Schließlich kommt es zu einer entzündlichen Reaktion des Lidrandes. Als Maximalvariante ist das bekannte Gerstenkorn anzusehen.
Die Lidrandentzündung kann durch viele Faktoren begünstigt oder verstärkt werden. Beispielhaft seien hier Alterungsprozesse und Hauterkrankungen wie die Rosazea oder Neurodermitis, Störungen des Hormonhaushaltes und die Anwendung von Kosmetika sowie das Rauchen genannt. Herausstechend ist ein Befall mit sogenannten Demodex-Milben an den Wimpern. Darüber hinaus spielen Umweltfaktoren wie Staub, trockene Luft und Zugluft durch Klimaanlagen und Bildschirmarbeit eine wichtige Rolle. Allgemeinerkrankungen, die die Tränenqualität negativ beeinflussen, sind zum Beispiel Rheuma und Schilddrüsenveränderungen. Auch ein behandlungsbedürftiger grüner Star kann Lidrandentzündungen begünstigen. Die regelmäßig anzuwendenden Augentropfen zur Drucksenkung schwächen nämlich den Tränenfilm.
Neben der augenärztlichen Diagnosestellung kann eine hautärztliche Konsultation ratsam sein, um primäre Hauterkrankungen als Auslöser zu identifizieren. Die Neigung zur Blepharitis wird auch als Meibom-Drüsen-Dysfunktion bezeichnet. Da es sich um eine Veranlagung handelt, ist sie im eigentlichen Sinne nicht heilbar. Meist lässt sich für die Betroffenen aber ein erträglicher Zustand herbeiführen.
Wichtig ist die Ursachenforschung: Welche Hautpflegeprodukte und Kosmetika werden vertragen? Welche Alltagsbedingungen verstärkten den Reiz? Das Rauchen sollte übrigens möglichst aufgegeben werden! Kontaktlinsen können vorübergehend, oder aber auch dauerhaft nicht mehr getragen werden. Im Falle einer intensiven Blepharitis mit Infektion kann auch der Einsatz von Antibiotika erforderlich werden. Einen nachhaltigen Effekt haben diese aber nicht. Vor allem die Lidrandpflege (Wärme kombiniert mit Massage) ist mehr oder weniger täglich durchzuführen. Auch konservierungsmittelfreie Tränenersatzmittel (Tropfen, Gele, Salben) können zumindest kurzfristig die Beschwerden lindern. Diese sind dauerhaft anzuwenden und als Basis der Therapie anzusehen. Bitte verwenden Sie kein pures Wasser als Befeuchtungsmittel, da dieses à la longue nur die Fettschicht auswäscht und somit zur weiteren Verschlimmerung beiträgt.
Nun zur Vorgehensweise der Lidrandpflege: diese beginnt mit der Drüsenreinigung. Hierbei ist Wärme sinnvoll, diese kann durch eine Wärmebrille unterschiedlicher Hersteller herbeigeführt werden. Bitte verwenden Sie keine Teebeutel. Das darin vorhandene Teein wirkt ätzend auf die Augen- und Lidoberfläche. Das verfestigte Sekret wird aufgeweicht und somit für die Massage vorbereitet. Anschließend sollte mit sanftem Druck das Oberlid von oben nach unten und das Unterlid von unten nach oben in vertikalen Bewegungen „ausmassiert“ werden. Mittlerweile sind auch strombetriebene Wärmebrillen oder Dampfbrillen verfügbar. Als Maximalvariante ist die Behandlung mit dem sogenannten LipiFlow anzusehen. Im Zuge dieser werden die Lider „eingespannt“ und mittels Wärme von der Rückfläche und mittels Massage von der Vorderfläche behandelt. Der Effekt kann bis zu 18 Monaten anhalten. Dahingehend finden Sie weitere Informationen auf unserer Homepage.
Letztendlich entscheidet das subjektive Empfinden über die notwendige Therapienotwendigkeit und ist sehr stark individuell anzupassen.
Abschließend möchten wir Sie darauf hinweisen, dass alle Informationen dieses Formats allgemeiner Natur sind, die keine Beratung und Therapieempfehlung für spezifische Belange darstellen und einen Augenarztbesuch nicht ersetzen können.