Kurzsichtigkeit – Myopie
Von einer Kurzsichtigkeit, auch Myopie genannt, spricht man, wenn nahe Gegenstände bei dieser Art der Fehlsichtigkeit noch scharf erkannt werden, die Ferne aber verschwimmt. Die Abstimmung der Brechkraft ist bei Fehlsichtigkeiten gestört. Bei der Myopie ist die Entfernung der Hornhaut zur Netzhaut zu groß, das Auge ist also zu lang. Als Sonderform gibt es auch Kurzsichtigkeiten, die durch veränderte Brechkraftverhältnisse in der Augenlinse zustande kommen.
Die Lichtstrahlen werden bei Kurzsichtigen von der Linse gebündelt und auf einen Brennpunkt, der noch vor der Netzhaut liegt, fokussiert. Deshalb muss man mit einer zusätzlichen Linse, dem Brillenglas, den Fokus wieder auf die Netzhaut verlagern. So ist auch in der Ferne wieder ein scharfes Sehen möglich. Ein Vorteil hat die Kurzsichtigkeit aber: im Alter lässt die Möglichkeit der Brechkraftänderung für ein scharfes Sehen in der Nähe nach. Diese Einstellmöglichkeit nennt sich Akkommodation. Bei Normal- oder Weitsichtigen führt diese natürliche Akkommodationsminderung im Alter früher zu einer Alterssichtigkeit als bei Kurzsichtigen. Man spricht dann von einer Lesebrillenbedürftigkeit. Kurzsichtige haben diese Probleme erst später, denn sie haben ja die Lesebrille quasi von Natur aus eingebaut.
In Österreich sind etwa 25% der Bevölkerung von einer Myopie betroffen, Tendenz steigend. Der Anteil kurzsichtiger Jugendlicher liegt in Europa mittlerweile bei knapp 50%. Insbesondere in Asien zeigt sich eine massive Zunahme von Kurzsichtigkeit bei jungen Menschen. Hier sind je nach Land bis zu 95% der unter 20-jährigen von Kurzsichtigkeit betroffen. Myopien sind oft erblich. Wir empfehlen Eltern daher ihre Kinder möglichst früh und unbedingt noch im Vorschulalter auf Fehlsichtigkeiten prüfen zu lassen (im Mutter-Kind-Pass sind augenärztliche Untersuchungen um den ersten und zweiten Geburtstag empfohlen). Die übrigen möglichen Ursachen für die Zunahme der Kurzsichtigkeit werden kontrovers diskutiert. Ob der Gebrauch moderner Medien und damit die zunehmenden Naharbeit wirklich ausschlaggebend sind, wird wohl noch einige Zeit im Ungewissen verbleiben. Dafür sind diese Techniken noch zu neu. Was sich aber abzeichnet ist der Zusammenhang vom Mangel an natürlichem Tageslicht und dem Augapfellängenwachstum. Dies hat mit unserer modernen urbanen Lebensweise zu tun. Bitte verbringen Sie mit Ihren Kindern daher schon frühzeitig mindestens zwei Stunden am Tag draußen. An der frischen Luft zu sein – vielleicht bei einem regelmäßigen Vereinssport – ist die beste Prophylaxe. Die epidemische Zunahme der Kurzsichtigkeit in der Bevölkerung hat übrigens auch ernste Hintergründe. Mit zunehmender Ausprägung steigt die Rate an schweren Augenerkrankungen, die unter anderem Netzhautablösungen bis hin zu degenerativen Veränderungen des Netzhautzentrums umfassen. Früherkennung und Prävention bei Kindern, gegebenenfalls auch die Gabe von niedrig dosierten Atropin-Augentropfen, sind daher nicht nur zur Vermeidung eines lästigen Brillenbedarfs angezeigt.
Abschließend möchten wir Sie darauf hinweisen, dass alle Informationen dieses Formats allgemeiner Natur sind, die keine Beratung und Therapieempfehlung für spezifische Belange darstellen und einen Augenarztbesuch nicht ersetzen können.