Die intravitreale Injektion – IVOM
Für verschiedene Erkrankungsbilder des Augeninneren bestehen medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten. Dazu zählen zum Beispiel die feuchte altersbedingte Makuladegeneration, auch exsudative AMD genannt, das diabetische Makulaödem, das Makulaödem nach einem retinalen Venenastverschluss, die choroidale Neovaskularisation bei Myopie, also bei Kurzsichtigkeit, ein Blutschwämmchen, das sich unter der Netzhaut bildet und eine nicht infektiöse Uveitis, also eine Aderhautentzündung. Auch diese führt manchmal zu einem Makulaödem.
Diesen Krankheitsbildern ist gemeinsam, dass sie zu Schwellungen und Wassereinlagerungen, auch als Ödeme bezeichnet, in der zentralen Netzhaut neigen. Bei einigen kommt es auch zu Gefäßneubildungen oder Einsprießung von Gefäßen in oder unter die Netzhautmitte. Diese wird als Makula lutea, auch gelber Fleck genannt, bezeichnet. Durch bestimmte Botenstoffe, die der Körper im Rahmen dieser Erkrankungen bildet, wird das Geschehen verstärkt. Die per Injektion ins Auge abgegebenen Medikamente enthalten wiederum Wirkstoffe, die diese Botenstoffe abfangen. Es handelt sich um Antikörper, die wie ein Schlüssel in ein Schloss passen. Dadurch entfällt deren ungünstige Wirkung auf die Netzhaut und die Schwellung kann zurückgehen. Per Tablette oder als Augentropfen können diese Medikamente bislang leider nicht verabreicht werden, da sie nicht an den Ort des Geschehens gelangen oder zumindest nicht in aktiver Form. Dies liegt an der empfindlichen Eiweißstruktur, die durch die Magenpassage und die Salzsäure vernichtet werden würde. Der Tränenfilm des Auges ist chemisch bislang für diese Wirkstoffe nicht zu überwinden, daher muss direkt in den Glaskörper des Auges gespritzt werden. Dies erfordert sterile Verhältnisse.
Die Maßnahme muss nach dem zum Krankheitsbild passenden Schema in der Regel wiederholt angewendet werden und kann von etwa vier-wöchentlichen Injektionsabständen bis hin zu Abständen von mehreren Monaten reichen.
Viele dieser Erkrankungen sind chronisch und können zwar stabilisiert, aber nicht dauerhaft geheilt werden. Daher erfolgen auch nach Beendigung einer Behandlungsserie fortlaufend Kontrollen in der Regel unter Zuhilfenahme einer Untersuchung mit der optischen Kohärenztomographie, dem sogenannten OCT. Neben den flüssigen Präparaten gibt es auch Cortison-Implantate, die über mehrere Monate ihren Wirkstoff abgeben. Diese stehen aber nur für ausgewählte Krankheitsbilder zur Verfügung. Der Vorteil liegt hier in der länger anhaltenden Wirkung, die Hauptnachteile können eine frühere Linsentrübung, also ein grauer Star, und eine Augeninnendruckerhöhung sein. Daher müssen das Pro und Kontra für diese Medikamente immer abgewogen werden. Insgesamt sind diese Behandlungen aber über Jahre erprobt und sehr effektiv.
Bei starken und massiv gerötetem Auge ist eine umgehende Befundkontrolle erforderlich, um eine Infektion des Augeninneren auszuschließen. Diese ist sehr selten und liegt statistisch im Promillebereich. Diese Problematik Bedarf aber der umgehenden Behandlung, damit der Verlauf positiv beeinflusst werden kann.
Wie erfolgt eine intravitreale Injektion?
Zunächst werden Augentropfen appliziert, damit die Augenoberfläche unempfindlich wird. Das ist ein Lokalanästhetikum, das am Anfang etwas brennt, aber schon die zweite Gabe werden Sie kaum noch spüren. Wenn das Auge soweit unempfindlich geworden ist, werden Sie in einen dafür geeigneten Raum gebracht, wo Sie auf einer bequemen Liege Platz nehmen. Im Eingriffsraum selbst werden Sie ein steriles Tuch über das Gesicht gedeckt bekommen. Dieses ist luftig genug, dass man dort keine Beklemmungen fürchten muss. Das Tuch selbst hat eine vorgeformte Perforationsstelle, da wird eine Folie dann entlang der Lidkante wiedereröffnet.
Damit das Auge bei der Behandlung nicht versehentlich geschlossen wird, wird ein Lidhalter vorsichtig eingesetzt. Dieser drückt manchmal ein bisschen, aber dies ist gut tolerabel. Dann erfolgt noch einmal eine Tropfenbetäubung, aber auch eine Desinfektion, damit es zu keiner Infektion nach der Spritze kommt. Der/die behandelnde Arzt*in wird Sie bitten, in eine bestimmte Richtung zu schauen, damit der Behandlungsbereich gut darstellbar wird und anschließend erfolgt eine Markierung mit einem zirkelartigen Instrument, das ungefähr 3,5 Millimeter ab der Hornhautgrenze an der Bindehaut eine kleine Markierung setzt. Hier wird dann anschließend senkrecht vorsichtig die dünne Kanüle eingeführt. Die eigentliche Injektion dauert nur knapp eine Sekunde.
Anschließend wird die Bindehaut noch ein bisschen massiert, damit der Stichkanal dicht ist und keine Flüssigkeit zurücklaufen kann. Abschließend wird noch eine pflegende Augensalbe und nach entfernen des Lidhalters und des sterilen Tuches in der Regel eine Pflasterversorgung angelegt. Manche Patienten wünschen dies nicht, es ist nicht zwingend erforderlich.
Wenn man daheim ist und die Betäubung nachlässt, merkt man doch in der Regel, dass es auch ein wenig kratzig sein kann. Häufig liegt dies nicht an der Injektion selbst sondern hauptsächlich an der Desinfektion der Oberfläche. Entsprechend trocken fühlt sich die Augenoberfläche an. Wir empfehlen bei solchen unangenehmen Empfindungen je nach Bedarf ein Tränenersatzmittel in Tropfen- oder Gelform anzuwenden.
Bitte beachten Sie, dass es im Rahmen der Injektion zu Blutergüssen an der Bindehaut kommen kann. Diese sind harmlos und können bei stärkerer Ausprägung durch benetzende Augentropfen therapiert werden. Falls sie Punkte, Bläschen oder Schlieren nach der Behandlung bemerken, seien Sie bitte nicht beunruhigt. Durch die Injektion wird die Eiweißmasse des Glaskörpers in Bewegung gebracht und es können Glaskörperverdichtungen, sogenannte Floater, im Blickfeld bemerkt werden. Wenn Sie durch sichtbare Phänomene oder eine Reizung besorgt sind, kontaktieren Sie bitte Ihre*n Augenärzt*in.
Das Prozedere, also die Abstände zur nächsten Spritze oder ein Therapieende werden immer wieder mit Ihnen besprochen. Sehr wichtig ist es noch zu erwähnen, dass, sollte es 1-3 Tage nach der Injektion zu Sehverschlechterungen, Schmerzen, zunehmende Rötung und anderes kommen, ist eine unmittelbare Kontrolle der Augen notwendig, um eine Entzündung auszuschließen.
Abschließend möchten wir Sie darauf hinweisen, dass alle Informationen dieses Formats allgemeiner Natur sind, die keine Beratung und Therapieempfehlung für spezifische Belange darstellen und einen Augenarztbesuch nicht ersetzen können.