Der grüne Star – das Glaukom
Weltweit zählt der grüne Star, auch Glaukom genannt, zu den häufigsten Ursachen einer Erblindung. Schätzungen über die Häufigkeit unerkannt Erkrankter zum Beispiel in Deutschland gehen in die Millionen. Als Glaukom wird eine Vielzahl von Augenerkrankungen bezeichnet, die unbehandelt zum Sehnervenschaden führen. Dies kann durch eine rechtzeitige Diagnosestellung und Behandlung verhindert werden. Da viele Formen des Glaukoms mit einer Erhöhung des Augeninnendrucks einhergehen, kann eine Vorsorgeuntersuchung mit Augendruckmessung frühzeitig Hinweise auf eine Erkrankung geben. Wir raten Ihnen daher den Empfehlungen des Berufsverbandes der Augenärzte (BVA), der deutschen ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), der österreichischen ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG) und der American Academy of Ophthalmology (AAO) folgend zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen.
Zwischen Hornhaut und Regenbogenhaut zirkuliert das sogenannte Kammerwasser. Es wird ständig im Ziliarkörper produziert. Um das gesunde Gleichgewicht herzustellen, fließt die entsprechende Menge von Kammerwasser über den Kammerwinkel ab. Damit wird die Gesundheit der Linse und Netzhaut gewährleistet. Sobald der Abfluss behindert ist, steigt der Augeninnendruck und das Risiko erheblich an einem Glaukom zu erkranken.
Betroffene bemerken Veränderungen selbst erst im Spätstadium, wenn über 90% der Nervenfasern am Sehnervenkopf, auch Papille genannt, zerstört sind und bereits deutliche Gesichtsfeldbeeinträchtigungen bestehen. Diese Einschränkungen können mit einer Gesichtsfeldprüfung, auch Schwellenwerterimetrie genannt, erfasst werden. Die optimale Verlaufsbeurteilung und Früherkennung von Veränderungen am Sehnerv sind durch neue digitale, bildgebende Untersuchungsverfahren möglich. Die Untersuchungen liefern die Entscheidung, ob die Behandlung des Grünen Stars begonnen bzw. intensiviert werden muss. Sie benötigen nur kurze Zeit und sind belastungs- und schmerzfrei. Das OCT (optische Koheränztomotgraphie) ermittelt die Dicke der Nervenfaserschicht und kann Frühschäden (um bis zu sechs Jahre früher als bei Gesichtsfelduntersuchungen oder der klassischen Spaltlampenuntersuchung) sehr gut aufdecken. Ebenso wichtig ist es, die Hornhautdicke zu messen (Pachymetrie), denn bei dicker bzw. dünner Hornhaut sind die Risiken für das schnelle Fortschreiten der Erkrankung unterschiedlich gelagert. Bei einer dickeren Hornhaut wird der Augeninnendruck zu hoch, bei einer dünneren Hornhaut zu niedrig gemessen. Abweichungen bis zu 10 mmHg sind möglich und sollten in der Therapie Berücksichtigung finden. Sinnvoll sind diese Untersuchungen für Patient*innen mit erhöhtem Augeninnendruck ohne weitere Glaukomzeichen, für Patient*innen mit Veränderungen am Sehnervenkopf und für Patient*innen, die besondere Risikofaktoren für eine Glaukomerkrankung aufweisen (zum Beispiel hohe Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit, allgemeine Durchblutungsstörungen, Diabetes mellitus, familiäre Vorbelastung, dunkle Hautfarbe, Migräne beziehungsweise Gefäßkrämpfe, Zustand nach einer Augenverletzung oder weitere).
Die Senkung des Augeninnendrucks ist das Ziel jeder Glaukomtherapie. Das Glaukom wird in den meisten Fällen mit Augentropfen behandelt, die mindestens einmal pro Tag angewendet werden. Es müssen gegebenenfalls mehrere Wirkstoffe kombiniert werden. Da die Erkrankung chronisch ist, handelt es sich um eine Dauertherapie. Leider erlebt nicht jeder den gewünschten Erfolg oder eine Fortsetzung der medikamentösen Therapie ist aufgrund von Nebenwirkungen nicht möglich. Für diese Situationen sowie bei fortgeschrittener Erkrankung stehen uns verschiedene laserchirurgische Verfahren zur Verfügung:
1) Selektive Laser Trabekuloplastik (SLT)
Die SLT ist eine hochwirksame und schonende Laserbehandlung, die den Augeninnendruck deutlich verringern kann. Im Durchschnitt ist eine Reduktion um ca. 3-4 mmHg bei ca. 85% möglich. Die Behandlung kann im Bedarfsfall wiederholt werden. Durch die kurzen Laserimpulse entsteht keine thermische Schädigung im Auge, der Laser wird auf Pigmentareale gezielt ohne umliegendes Gewebe zu zerstören.
2) Zyklophotokoagulation (CPC)
Dieses Verfahren wird vorrangig bei sehr fortgeschrittenen Glaukomerkrankungen eingesetzt, die einer sehr starken Drucksenkung bedürfen. In diesen Fällen kommt häufig eine klassische Glaukomoperation (Trabekulektomie) nicht mehr in Betracht. Bei der CPC wird durch einen Diodenlaser der Strahlenkörper, auch Ziliarkörper genannt, hinter der Lederhaut behandelt. Seine pigmentierten Zellen werden von der Laserenergie erhitzt und teilweise verödet. Dadurch wird weniger Kammerwasser produziert und der Augeninnendruck sinkt.
3) YAG-Iridotomie
Ein Sonderfall ist das Engwinkelglaukom. Durch verengte Verhältnisse in der vorderen Augenkammer kommt es allmählich oder auch anfallsweise durch Erweiterung der Pupille im Dunkeln oder zum Beispiel durch Medikamente zu Augendrucksteigerungen. Ein Glaukomanfall, eine akute Drucksteigerung, geht mit starken Beschwerden einher. Es treten im betroffenen Auge und rundherum starke Schmerzen auf; teilweise auch Übelkeit und Erbrechen. Das Auge ist stark gerötet und durch die Schwellung der Hornhaut kommt es zu einer Sehverminderung. Häufig werden die Symptome mit denen einer beginnenden Grippe verwechselt. Bei derartigen Beschwerden sollte allerdings augenärztliche Hilfe dringend aufgesucht werden, da sonst innerhalb von Stunden ein nachhaltiger Schaden am Sehnerv droht. Zur Vermeidung eines Glaukomanfalls wird bei sehr eng gebauten Augen mit einem Laser eine kleine Öffnung in der Regenbogenhaut geschaffen. Durch die sogenannte YAG-Iridotomie wird der Abfluss des Kammerwassers auch bei weiter Pupille weiterhin gewährleistet. Wenn bei einem Patienten mit Engwinkelglaukom gleichzeitig auch ein grauer Star vorliegt, kann oft allein durch die Linsen-Operation der Augeninnendruck dauerhaft gesenkt werden.
Es erfolgt innerhalb der ersten Tage nach der Behandlung eine Befundkontrolle in der Praxis. Je nach Erfordernis werden reizmindernde Augentropfen angesetzt. Für den Fall, dass die Laserverfahren bei Ihnen nicht in ausreichendem Maße wirken, besteht natürlich weiterhin die Möglichkeit, die medikamentöse Behandlung fortzusetzen.
Sollten die oben genannten Therapien nicht ausreichend sein, kommen operative Verfahren in Frage. Diese sind allerdings nur in seltenen Fällen notwendig. Dazu zählen sogenannten MIGS (mikroinvasive Glaukomchirurgie) mit verschiedenen Implantaten, wie zum Beispiel das XEN-Gelimplantat, iStent inject® und andere) oder auch die Trabekulektomie (hierbei wird ein künstlicher Abfluss unter die Bindehaut ermöglicht). Dahingehende Informationen erhalten Sie ausführlich bei Bedarf.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Diagnose „Glaukom“ kein „Blindheitsurteil“ mehr darstellt. Medikamentöse Lokaltherapie mittels Augentropfen sind meistens ausreichend, damit ein gutes Sehen erhalten werden kann, sofern diese auch regelmäßig appliziert werden. Für alle anderen Fälle stehen mittlerweile gute Verfahren zur Verfügung, um die Krankheit gut in Griff zu bekommen.
Abschließend möchten wir Sie darauf hinweisen, dass alle Informationen dieses Formats allgemeiner Natur sind, die keine Beratung und Therapieempfehlung für spezifische Belange darstellen und einen Augenarztbesuch nicht ersetzen können.