Das trockene Auge – Keratokonjunktivitis sicca
Das trockene Auge entsteht, wenn zu wenig Tränenflüssigkeit produziert wird oder ihre Zusammensetzung ungünstig ist. Dadurch verdunstet der Tränenfilm sehr schnell. Ursachen sind zum Beispiel höheres Lebensalter, Augenlidreizungen und – entzündungen, Allgemeinerkrankungen wie Diabetes und Rheuma, Einnahme bestimmter Medikamente, Nikotinmißbrauch, trockene Raumluft und viel Bildschirmarbeit (sogenanntes „office eye syndrome“), Tragen von Kontaktlinsen, Hormonumstellungen durch Einnahme der Antibaby-Pille und Eintreten in den „Wechsel“, Staub und Stress und vieles andere. Insgesamt sind also häufige Alltagsumstände, in seltenen Fällen Rheuma oder andere Allgemeinerkrankungen, verantwortlich.
Eine fachgerechte und frühzeitige Behandlung sollte bleibende Schädigungen der Binde- oder Hornhaut eindämmen können. Meist sind die Beschwerden jedoch harmlos, aber sehr unangenehm. Jede/r dritte bis fünfte Patient*in, der/die augenärztlichen Rat aufsucht, leidet unter dem trockenen Auge.
Das trockene Auge wird von verschiedenen Symptomen begleitet. Die häufigsten sind das Fremdkörpergefühl, ein Gefühl wie Sand in den Augen, müde, schwere oder lichtscheue Augen, ein kräftiges Jucken oder Brennen, Augenrötungen, aber auch ein verstärktes Tränenfließen bei kaltem Wind. Am Morgen klagen viele Patienten über verklebte Lider und beschreiben auch ein erhöhtes Druckgefühl im Bereich der Augen und der Stirn. Die Beschwerden bedürfen meist einer dauerhaften und regelmäßigen Behandlung.
Ein klares Sehen ist nur möglich mit intaktem Tränenfilm. Dieser ist keine rein wässrige Flüssigkeit, sondern besteht grob formuliert aus drei Schichten mit unterschiedlichen Funktionen. Bei jedem Lidschlag wird dieser komplexer Tränenfilm gleichmäßig über die Augenoberfläche verteilt. Die Aufgaben des Tränenfilms sind zum einen die Befeuchtung der Augenoberfläche, weiters der Schutz vor Infektionen durch keimtötende Substanzen, die Reinigung der Augenoberfläche von Schmutz und Stoffwechselprodukten und die Ernährung des Gewebes sowie die Versorgung mit Vitaminen und Sauerstoff.
Zu den Schichten des Tränenfilms: die äußere fetthaltige Schicht verhindert, dass der wässrige Anteil zu schnell verdunstet oder über die Lidkante läuft. Die mittlere wässrige Schicht versorgt die Hornhaut mit Nährstoffen und Sauerstoff, befeuchtet sie und wäscht kleine Fremdkörper aus. Die innere schleimige Schicht sorgt für die Verteilung und Konstanz des Tränenfilms.
Ursachen des trockenen Auges
Ein trockenes Auge kann mehrere Ursachen haben. Zum einen die nachlassende Produktion der einzelnen Schichten des Tränenfilms im Alter, die nachlassende Häufigkeit des Blinzelns zum Beispiel bei intensiver Nachtarbeit, Fernsehen aber auch bei verstärkter Bildschirmarbeit (dazu zählt auch die Zeit am Smartphone oder Tablet). Eine unausgewogene Ernährung, geringe Trinkmengen, viel Koffein, auch Hormonumstellungen, zum Beispiel in den Wechseljahren, können eine Rolle spielen. Bestimmte Medikamente wie zum Beispiel blutdrucksenkende Medikamente, Schlafmittel, Psychopharmaka und viele andere haben einen Einfluss auf die Tränenfilmqualität. Weiters schädlich sind Zigarettenrauch, trockene Heizungsluft, Klimaanlagen, direkte Sonneneinstrahlung, Abgase und vieles mehr. Auch das Tragen weicher Kontaktlinsen über Jahre, Gesichtsnervenlähmungen und Allgemeinerkrankungen wie zum Beispiel Rheuma oder auch Diabetes mellitus können die Befeuchtung der Augenoberfläche stören. Zeitlich begrenzt gilt dies auch für spezielle Augenoperationen und die anschließende Augentropfentherapie. Bei jedem Lidschlag soll die Tränenflüssigkeit eigentlich gleichmäßig auf der Oberfläche des Auges verteilt werden. Ist die Menge reduziert oder die Zusammensetzung nicht optimal kommt es zur Bildung trockener Stellen. An diesen ist dann die sensible Hornhaut vor Umwelteinflüssen ungeschützt.
Zunächst ist es wichtig sicherzustellen, dass Ihre tägliche Trinkmenge ausreicht. Ca. 1.5 bis 2 Liter Flüssigkeit werden empfohlen. Äußere Bedingungen sollten möglichst günstig beeinflusst werden. Zum Beispiel können Sie die Klimaanlage im Auto etwas herunterregeln, Sie können bei der Bildschirmarbeit regelmäßig Pausen einlegen, Sie können auch kleine Augenübungen machen (bewusst „richtig“ und fest blinzeln oder eine andere Tätigkeit wie kurz-einmal aus dem Fenster sehen). Wenn die Beschwerden länger bestehen bleiben, obwohl Sie schon verschiedene Maßnahmen versucht haben, ist es an der Zeit, eine Augenärztin oder einen Augenarzt aufzusuchen.
Wichtig ist es beim trockenen Auge einen stabilen Tränenfilm von guter Qualität zu erzeugen und frühzeitig auch eine sich nach und nach einstellende entzündliche Komponente zu therapieren. In den meisten Fällen ist eine Pflegetherapie mit Tränenersatzmittel (Tropfen, Gele oder Salben nach individuellem Geschmack) ausreichend. Die Wahl des richtigen Mittels hängt auch vom Schweregrad ab. Insgesamt werden die Wirksamkeit und Verträglichkeit der verschiedenen Benetzungsmittel auch unterschiedlich empfunden, daher ist es ratsam, mehrere Produkte auszuprobieren. Diese Produkte fallen leider unter die Gruppe der Medizinprodukte und können daher nicht per Rezept verschrieben werden und müssen selbst bezahlt werden. Ganz wichtig: in vielen Fällen kann trotz Therapie keine dauerhafte und absolute Beschwerdefreiheit erreicht werden. Auch vorübergehende Verschlechterung im Laufe der Behandlung sind möglich. Sollte dies der Fall sein, kommen andere Therapieverfahren zum Einsatz. Eine Möglichkeit wäre es, die Abflusskanälchen der Tränenwege temporär zu verschließen, um mehr Tränenflüssigkeit auf der Augenoberfläche zu halten. Auch Verbandskontaktlinsen können im Akutfall helfen. Allerdings sind für ca. 90% aller trockenen Augen in Mitteleuropa eine sogenannte Meibomdrüsenfunktion verantwortlich. Dabei handelt es sich um eine Verstopfung der Lidranddrüsen, was zur Folge hat, dass der schützende Fettanteil des Tränenfilms fehlt. Hierbei können antientzündliche Augentropfen helfen, auch Lidrandhygiene und -massage sind sinnvoll. Als länger anhaltende Lösung ist eine Therapie mit dem Lipiflow-System anzustreben. Über diese und noch andere Möglichkeiten beraten wir Sie gerne (sehen Sie dazu auch den gesonderten Eintrag „Private Leistungen“ auf unserer Homepage).
Abschließend möchten wir Sie darauf hinweisen, dass alle Informationen dieses Formats allgemeiner Natur sind, die keine Beratung und Therapieempfehlung für spezifische Belange darstellen und einen Augenarztbesuch nicht ersetzen können.